Teaching Guides > Neutrinos – Die Geister des Herrn Pauli Neutrinos – Pauli’s Ghosts

Photo of Neutrinos – Pauli’s Ghosts

Fach: Physik
Stufe: Sekundarstufe II
Umfang: 4 Unterrichtsstunden
Medien: Video, Arbeitsblatt, Didaktik/Methodik, Ablaufplan
11 Arbeitsmaterialien

Beschreibung der Unterrichtseinheit

Die Schülerinnen und Schüler lernen anhand dieses Materials, dass die experimentell bestimmte Energie der Betateilchen nicht mit der theoretisch zu erwartenden Energie übereinstimmt. Diese sollte nämlich monoenergetischen Charakter haben, während das Experiment eine kontinuierliche Energieverteilung liefert. Sie erfahren, wie der Physiker Wolfgang Pauli das Rätsel durch die Postulierung eines „Geisterteilchens“, dem Neutrino, lösen konnte und welche Eigenschaften dieses exotische Teilchen aufweist.

Unterrichtsablauf

Einstieg
Die Unterrichtseinheit und das Thema Neutrinos werden kurz vorgestellt und den Schülerinnen und Schülern der geLehrervortragplante Ablauf der nächsten Stunden erläutert.
5 Minuten


Lehrervortrag

Erarbeitungsphase I
Die Lernenden berechnen aus der Massenbilanz der Zerfallspartner die Energie der emittierten Elektronen und realisieren, dass eine monoenergetische Beta-Strahlung zu erwarten ist. (Arbeitsblatt 1)
15 Minuten


Partnerarbeit / Gruppenarbeit, Video

Sicherungsphase I
Die Lösung der Aufgabe wird von einem Gruppenmitglied vorgestellt und im Plenum diskutiert.
10 Minuten


Plenum

Erarbeitungsphase II
Die Schülerinnen und Schüler bearbeiten das Arbeitsblatt 2, in dem es um die experimentelle Bestimmung der Elektronenenergie geht. Sie berechnen exemplarisch aus zwei Messergebnissen die kinetische Energie der Elektronen und beschreiben und bewerten die gesamte Auswertung der Messreihe.
40 Minuten


Partner- oder Gruppenarbeit

Sicherungsphase II
Die Lösungen der einzelnen Teilaufgaben werden von verschiedenen Schülerinnen und Schülern an der Tafel vorgestellt und im Plenum diskutiert.
15 Minuten


Plenum

Erarbeitungsphase III
Die Lernenden erhalten die Möglichkeit, den ersten Abschnitt des Videos „Neutrinos (2016)“ (bis Minute 3:30) für die Bearbeitung der Aufgabe a) zu nutzen. (Arbeitsblatt 3)
15 Minuten


Partnerarbeit, Video

Sicherungsphase III
Die wesentlichen Aussagen Mößbauers werden von den Lernenden zusammenfassend genannt und von der Lehrkraft – falls erforderlich – strukturiert.
10 Minuten


Plenum

Erarbeitungsphase IV
Die Lernenden lesen den Brief Paulis und schreiben heraus, welche Eigenschaften Pauli seinen Geisterteilchen bezüglich Masse und Wechselwirkung zuordnen möchte. Sie vergleichen dann diese Angaben mit Informationen im Video. (Ar-beitsblatt 3)
20 Minuten


Partnerarbeit, Video

Sicherungsphase IV
Die Eigenschaften von Neutrinos werden zusammengetragen. Dabei sollte deutlich werden, dass Pauli in seinem Brief die Masse und den Wirkungsquerschnitt seiner postulierten Teilchen zwar als sehr klein, aber im Vergleich zu heutigen Erkenntnissen als viel zu hoch einge-schätzt hatte.
5 Minuten


Plenum

Erarbeitungsphase V
Der Physik-Kurs wird in zwei Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe recherchiert nach dem Experiment von Reines und Cowan und schreibt die wesentlichen Punkte auf. Die zweite Gruppe stellt anhand der Informationen im Video die Bedeutung der Neutrino-Forschung für die Astronomie zusammen. (Arbeitsblatt 3)
20 Minuten


Partnerarbeit, Video

Sicherungsphase VI
Mitglieder der beiden Gruppen stellen ihre Ergebnisse im Plenum vor.
15 Minuten


Plenum

Didaktisch-methodischer Kommentar

Einordung in den Unterricht und didaktische Analyse

Der Betazerfall gehört zu den Standardthemen des Physikunterrichts in der Oberstufe – im Grund- wie auch im Leistungskurs. Die wissenschaftshistorischen Aspekte bei der Postulierung und dem Nachweis der Neutrinos sowie eine Erarbeitung ihrer Eigenschaften werden im Physikunterricht allerdings oft nur am Rande thematisiert. Das Video „Neutrinos (2016)“ eignet sich daher besonders, diese Lücke zu schließen, da die wesentlichen Gesichtspunkte des Themas übersichtlich und zusammengefasst dargestellt werden. Die Arbeitsblätter, die sich in Teilen auf das Video beziehen, wurden so konzipiert, dass sie im Grund- wie auch im Leistungskurs eingesetzt werden können. Tipp-Karten sollen vor allem im Grundkursbereich bei der Umsetzung eines differenzierenden Unterrichts helfen. Als konkretes Beispiel für die Berechnung und die experimentelle Bestimmung der Energien beim Betazerfall wurde das Isotop Tritium gewählt, weil die Energien der Elektronen hier noch gerade in einem Bereich liegen, in dem klassisch gerechnet werden darf. Dies ist bei anderen Betazerfällen nicht mehr der Fall. Die Verwendung der relativistischen Formeln würde aber eine nicht unerhebliche Hürde darstellen, die das eigentliche Thema, nämlich die Notwendigkeit der Neutrinos zur Rettung des Energiesatzes, ungünstig überdecken würde. Die Tatsache, dass es sich beim Betaminus-Zerfall um Antineutrinos handelt, wird in den Arbeitsblättern nicht thematisiert, da dies für das Thema zunächst nicht relevant ist und die physikalischen Hintergründe der Elementarteilchenphysik den Ler-nenden nicht bekannt sind.

Methodische Analyse

Ein zentrales Ziel der Unterrichtseinheit besteht darin, dass die Lernenden nachvollziehen können, warum die Physiker vor 1930 größte Probleme bei der physikalischen Erklärung des Betazerfalls hatten und warum die Postulierung eines weiteren Teilchens zur Rettung des Energiesatzes führte. Daher sind die Arbeitsblätter so aufgebaut, dass die Diskrepanz zwischen theoretischem Ansatz (Poten-tialtopfmodell) und den experimentellen Ergebnissen herausgearbeitet wird und die Leistung Wolfgang Paulis mithilfe des Erklärvideos deutlich und nachvollziehbar wird. Die Tatsache, dass es gut 26 Jahre gedauert hat, bis man das geforderte Teilchen tatsächlich nachweisen konnte, zeigt, welch hervorragenden Spürsinn und Mut für unkonventionelle Lösungen Pauli besaß. Auch dies wird im Video deutlich, wie auch die erheblichen Anstrengungen, bestimmte Eigenschaften des Neutrinos experimentell zu ermitteln.

Vorkenntnisse

Für die Bearbeitung des ersten Arbeitsblattes zu Neutrinos ist es günstig, wenn das Thema „Massendefekt“ beziehungsweise „Bindungsenergie“ bereits behandelt wurde. Es reicht aber unter Umständen auch der Hinweis auf die entsprechende Tipp-Karte (Arbeitsblatt 4). Die Energie, die der Tritium-kern abgibt, erscheint nämlich als kinetische Energie des ausgesendeten Teilchens, also des Elektrons. Diese Energieabgabe führt aus Gründen der Energieerhaltung (Massenerhaltung) zu einem Masseverlust des Gesamtsystems, wobei Masse und Energie über E = mc² miteinander verknüpft sind. Für das zweite Arbeitsblatt sind Grundkenntnisse der Bewegung von geladenen Teilchen in Magnet-feldern erforderlich. Diese sollte in der Regel in den Halbjahren zuvor behandelt worden sein. Im dritten Arbeitsblatt geht es vor allem um die Eigenschaften, den Nachweis und die wissenschaftliche Bedeutung der Neutrinos. Obwohl im Video wie auch im Text (Brief von Wolfgang Pauli) Begriffe und Inhalte auftauchen, die im Unterricht noch nicht behandelt wurden oder gar nicht zum Schulstoff gehören, sollten sich die Aufgaben problemlos bewältigen lassen. An der einen oder anderen Stelle kann die Lehrkraft erklärend Hilfestellung geben, aber grundsätzlich ist es nicht schlimm, wenn bestimmte Aspekte des Themas nicht erschöpfend behandelt werden können. Sollte das Interesse bei den Lernenden für bestimmte Inhalte besonders groß sein, kann dies aber durchaus in Form von Referaten oder besonderen Lernleistungen in den Unterricht integriert werden.

Unterrichtsmaterial

Fachkompetenz

Die Schülerinnen und Schüler

  • berechnen an einem konkreten Beispiel die Energie von Betateilchen mithilfe einer Massenbilanz.
  • erklären ein Experiment zur Bestimmung der Elektronengeschwindigkeit.
  • wenden Fachwissen aus der Elektrodynamik an, um eine Formel für die Elektronenenergie herzuleiten.
  • werten Messwerte aus.
  • interpretieren und bewerten Versuchsergebnisse.
  • erklären physikalische Phänomene und Versuchsanordnungen im Sachzusammenhang.
  • stellen die wissenschaftliche Bedeutung von physikalischen Erkenntnissen heraus.


Medienkompetenz

Die Schülerinnen und Schüler

  • können die im Video dargestellten physikalischen Inhalte nach Relevanz filtern und strukturiert wiedergeben sowie Informationen gezielt herausstellen.
  • können Texte in gedruckter und digitaler Form nach bestimmten Fragestellungen hin untersuchen und die relevanten Informationen herausarbeiten.


Sozialkompetenz

Die Schülerinnen und Schüler

  • arbeiten konstruktiv und kooperativ in Partner- oder Gruppenarbeit.
  • diskutieren in Partner- oder Gruppenarbeit und äußern dabei ihre Meinung unter Nutzung ihrer fachlichen Kenntnisse.
  • stellen Ergebnisse der partner- und Gruppenarbeit angemessen und verständlich im Plenum dar.

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